Nr. 98 - 24.09.20

Früher war’s nicht anders.
Nun, wenn’s darum geht, dass man Respekt und Anstand gegenüber seinen Mitmenschen zeigen soll, dann ja. Und dass man stets freundlich und hilfsbereit ist, auch. Als Eltern und somit eine Generation von seinen Kids entfernt war’s das denn aber auch schon punkto Vergleich. Es ist nämlich entgegen solcher Aussagen von älteren Generationen sonst so ziemlich alles anders in der heutigen Jugend.

Ein Beispiel, welches auf der Hand liegt, ist der Umgang mit den digitalen Medien. Konkret mit Geräten wie Handy, Ipad, Gamekonsole etcetera. Ok, dort ist es nicht der Vergleich, der zu Diskussionen führt. Wie auch, habe ich mein erstes Handy erst mit 27 Jahren in den Händen gehalten. Aufklappbar, ohne Fotokamera, ohne Apps und zusammen geteilt mit meinem damaligen Freund und heutigen Partner. Es kam daher auch nur zum Einsatz, wenn wir zusammen unterwegs waren. Sonst blieb es auf dem Küchentisch liegen.

Zu Auseinandersetzungen kommt es indes wegen der Online-Zeit. Und als Eltern ohne jegliche Erfahrung diesbezüglich bleibt es ein umstrittener Brennpunkt, was angemessene und faire Handhabung anbelangt. Nicht einfach, wie ich finde. Ein anderes Beispiel findet sich beim Kindersitz im Auto. Wir sprechen da notabene von der 11-jährigen Tochter mit einer Grösse von ein paar wenigen Zentimetern unter den geforderten 1,5 m, um darauf verzichten zu können. Es ist so, dass unser aktuelles Fahrzeug über eine Rückbank verfügt, bei welcher der Sitz sich nicht optimal fixieren lässt. Nicht bequem also. Nun wird eben jedes Mal über diese paar wenigen Zentimetern lamentiert. Meine Argumentation der Sicherheit wegen lässt mich innerlich jeweils selber schmunzeln, wenn ich an meine eigene Kindheit auf dem Rücksitz unseres Familien-Autos zurückdenke. Zeitweise sogar liegend und Rückenlehne heruntergekurbelt bis zum Anschlag. Ich knicke daher mittlerweile stets ein und akzeptiere stillschweigend, dass die Tochter den Kindersitz beim Einsteigen mit einem „Ach-Mama-du-hast-kein-stechendes-Argument“-Blick wegschiebt.

Heute ist punkto Jugend vieles nicht mehr, wie es einmal war. Und das ist auch gut so. Zu Recht werde ich, wenn ich’s vergesse und einen Satz mit „Früher war...“ doch mal wieder aus dem Repertoire holen will, von meinem Nachwuchs darauf aufmerksam gemacht. „Hör’ bitte auf Mama, das war vor 35 Jahren...“. Jawohl, jeglicher Vergleich hinkt. Ausser die eingangs erwähnten Tugenden, die kein Mensch in seinem Leben verlieren sollte.