Nr. 135 - 11.06.23

Die Frisur muss sitzen. Oft gibt es Anlässe oder Termine, bei welchen der eigenen Haarpracht mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden soll als üblich (beim Passbüro zum Beispiel...siehe Blog vom 11.05.23). Ich persönlich bin im Alltag eher sportlich unterwegs. Mit langen Haaren gibt’s gäbigerweise immer die Option des Pferdeschwanzes, was mir stets sehr gelegen kommt. Nicht zuletzt bin ich ja des öfteren mit meinem Roller unterwegs, und da kommt mir das Zusammenbinden der Haare unter dem Helm jeweils sehr entgegen. Zu erwähnen sei auch, dass ich sowieso keine schöne, dicke, wallende Pracht habe, welche offen getragen was hergibt. Meine Ambitionen für die täglich perfekt sitzende Frisur halten sich daher in Grenzen. Es ist mir zu aufwändig und viel zu schade um die Zeit vor dem Spiegel. Im Coiffeurstuhl sitze ich denn auch höchstens zwei bis drei Mal jährlich. Für mich reicht dies völlig aus.

Was ich neuerdings bei meiner Teenager-Tochter hingegen diesbezüglich beobachte, katapultiert mich direkt zurück in meine Jugendzeit. Jedenfalls, was den Aufwand betrifft. Ewigs konnte ich damals meine Haare minutiös büschelen und drapieren, um sie dann mit dem 3-Wetter-Taft zum totalen Stillstand zu betonieren. Und fand’s sowas von toll. Nun, damals in den 80er Jahren war dies so auch voll im Trend. Bei meinem Girl sieht das mit ihren schönen langen Haaren wirklich hübsch und natürlich aus, wenn sie sich youtube-tutorial-mässig stylt. Heutzutage steht die Flecht-Kreativität im Zentrum, welcher mit ebensolchen langen Haaren fast keine Grenzen gesetzt sind.

Genauso ein Filmchen wird ihr aber kürzlich beinahe zum Verhängnis und hätte sinnbildlich um ein Haar ihre Pracht mittelfristig ruiniert. Kurz vor dem Ins-Bett-Gehen schaut sie sich ein Frisuren-Video an, von welchem sie sich für ihren Look für den nächsten Ausflugs-Tag inspiriert fühlt. Den Trick mit dem Kamm aber misslingt gründlich – ich hab’ die Abfolge der Geschehnisse leider nicht mitbekommen – und endet in einer kleinen Tragödie. Jedenfalls steht sie mit geputzten Zähnen, Pyjama und grossen Tränen in den Augen schluchzend vor mir und zeigt auf ihren Hinterkopf. Sie dreht sich leicht zur Seite. Jetzt sehe ich es auch – ein Kamm steckt fest, satt eingedreht mit einem richtig grossen Haarbüschel. Oha, das wird knifflig, denke ich im ersten Moment. Und so bleibt es auch. Eine halbe Stunde, einen mit Zange möglichst kurz abgezwackten Kamm und einzelnen herausgelösten Strähnen später schicke ich sie ins Bett. Um diese Uhrzeit wird das nix mehr. Mit einem Stück Kamm im Haar lässt es sich trotzdem schlafen, ermutige ich sie.

Am nächsten Morgen – sie hat tatsächlich tiptop geschlafen – geht diese Übung in Runde zwei. Der Papa mit mehr Power versucht sich erneut mit der Zange und kann den Kamm nochmals merklich kürzen, ohne dass vom Haarbüschel etwas daran glauben muss. Und mit der Schere kriege ich die Zähnchen vom Kamm auch noch etwas kürzer hin, ebenso ohne weiteren Kollateralschaden.

Irgendwann ist es dann endlich möglich, das übriggebliebene Stück Kamm vollends zu entfernen. Übrig bleibt ein Haarbüschel-Vogelnest der Superlativen (siehe Instagram-Foto). Überraschenderweise ist es denn auch mit einer intensiven Haarwäsche und anschliessender Pflegespülung später erledigt.

Die Frisur für den heutigen Ausflug wird zwar eine andere, aber auch eine richtig schöne.

Man merke: Nicht nur bei den Food-, Back-, Schmink- und Bastel-Tutorials, sondern auch bei den Style-Tutorials benötigt es Zeit und eine gewisse Übung fürs Nachmachen. Ich für mich habe entschieden, für meine sehr baldigen Special-Event, an welchem ich eine richtig tolle Frisur tragen möchte, auf Nummer sicher einfach mal wieder zum Coiffeur zu gehen.